27. März 2015

Und plötzlich bin ich Tourist

Vor zwei Wochen war ich für ein paar Tage in Dublin. Da mein letzter Besuch schon fast ein Jahr her war, wurde das auch dringend mal wieder Zeit.
Ich flog zusammen mit zwei Freunden, die ich während meines Auslandssemsters in Dublin kennengelernt hatte, die aber auch beide inzwischen nicht mehr dort wohnen. Das typische Touri-Programm stand also nicht auf dem Plan, sondern hauptsächlich einfach mal wieder da sein, in die Lieblings-Pubs gehen und das Dublin-Feeling wieder herstellen. Mir fehlt mein alter Wohnort sehr oft, deswegen freu ich mich immer tierisch, wenn der nächste Dublin-Urlaub ansteht. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Ich dachte mir, ich flieg da hin, steig aus dem Flugzeug und bin sofort wieder drin, im dubliner Leben. Und soweit hat das auch geklappt. Ankommen, Bus suchen und freudig feststellen, dass ich tatsächlich in Irland bin, weil der Bus auf der "falschen" Seite fährt. Dann in Tempelbar aussteigen, drei Betrunkenen ausweichen, die Livemusik hören, die aus jedem Pub schallt und sich sofort heimisch fühlen. An jeder Straße und an jedem Pub hängen Erinnerungen an das halbe Jahr Erasmus-Abenteuer.
Den ersten Abend verbrachte ich in meinem Lieblingspub in dem mein Lieblingssänger, Brian Brody, spielte. Die Stimmung war super, der Cider schmeckte immer noch so gut wie damals und alles war perfekt. Nach dem Konzert machte ich ein Foto mit Brian und wechselte ein paar Sätze mit ihm.

Brian Brody
Und schon da hätte mir auffallen können, dass es anders ist, wenn man als Touri in eine Stadt zurück kommt, in der man mal gewohnt hat. Während ich in Dublin gewohnt hab, habe ich mir jede Woche die Livemusik dieses Sängers angehört. Manchmal sogar mehrmals pro Woche. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, ein Foto mit ihm zu machen. Warum auch? Ich würde ihn ja nächste Woche wieder sehen. Und jetzt plötzlich war der Gedanke da: "Schnell noch ein Foto machen, für die Erinnerung, wer weiß, wann ich ihn wieder sehe". Eben wie ein typischer Touri.

Wir haben in den fünf Tagen in Dublin viel unternommen. Waren mal am Meer, mal Klippen anschauen, sind durch die Stadt geschlendert und haben Freunde von damals getroffen. Die Stimmung war toll, der Urlaub war toll, die Pubs waren nach wie vor toll. Aber was einfach nicht kommen wollte, war das Dublin-Feeling. Dieses Gefühl, das man hatte, als man da gewohnt hat. Dieses Gefühl, dass man dort hingehört und dort zu Hause ist. Vielleicht lag es daran, dass wir jeden Abend in unser Hostel gingen und nicht in unsere Wohnung. Vielleicht auch daran, dass wir uns hauptsächlich in Templebar aufhielten, dem Touri-Viertel von Dublin. Oder einfach daran, dass die Erwartungen zu hoch waren.


Der Urlaub war trotzdem verdammt schön. Es war einfach toll, wieder da zu sein und sich an die perfekte Zeit zu erinnern, die wir dort hatten. Aber wir hätten uns gerne nicht einfach nur dran erinnert, sondern sie noch einmal erlebt.